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Gedichte

Here is a back log of the poems which appear on the side log:


February 2012: Du ziehst durch mein Leben wie ein spiegelnder Fluss, Max Dauthendey (1867-1918)

Du ziehst durch mein Leben wie ein spiegelnder Fluss,
Trägst Berge davon mit silbernem Fuß.
Wie der Herbsttag durchsichtig erhellst du die Welt;
Du bist zart wie ein Blatt, das im Frost hinfällt,
Kostbar vom Geblüt wie die Blume des Wein,
Das Land, das dich trägt, wird ein Edelstein.





December 2011: Der Weihnachtsbaum, Ernst Moritz Arndt (1769-1860)


Blüh' denn, leuchte, goldner Baum,
Erdentraum und Himmelstraum,
Blüh' und leucht' in Ewigkeit
Durch die arme Zeitlichkeit!

Sei uns Bild und sei uns Schein,
Daß wir sollen fröhlich sein,
Fröhlich durch den süßen Christ,
Der des Lebens Leuchte ist.

Sei uns Bild und sei uns Schein,
Daß wir sollen tapfer sein,
Auf des Lebens Pilgerbahn,
Kämpfend gegen Lug und Wahn.

Sei uns Bild und sei uns Schein,
Daß wir sollen heilig sein,
Rein wie Licht und himmelklar,
Wie das Kindlein Jesus war. 
(1847)



September 2011: Musik, Rainer Maria Rilke (1875-1926)

*As always a bit morbid,  but, as a great critic once said, "All poetry is depressing."


Wüsste ich für wen ich spiele, ach!
immer könnt ich rauschen wie der Bach

Ahnte ich, ob tote Kinder gern 
tönen hören meinen innern Stern;

ob die Mädchen, die vergangen sind,
lauschend wehn um mich im Abendwind.

Ob ich einem, welcher zornig war,
leise striefe durch das Totenhaar...

Denn was wär Musik, wenn sie nicht ging

weit hinüber über jedes Ding.

Sie, gewiss, die weht, sie weiss es nicht,
wo uns die Verswandlung unterbricht.

Dass uns Freude hören, ist wohl gut-,
aber sie sind nicht so ausgeruht

wie die Andern, die man nicht mehr sieht:
tiefer fühlen sie ein Lebens-Lied,

weil sie wehen unter dem, was weht,
und vergehen, wen der Ton vergeht.






May 2011: When Lilacs Last in the Door-Yard Bloom'd, Walt Whitman (1819-1892)




*This is, so far, the only poem in English I have included. I LOVE Whitman, and, since the miraculous blooming of beautiful lilacs has been haunting me around Austria (in Amstetten, the lilacs have already bloomed! Is it global warming, or is it a difference in climate/air pressure, etc. from Europe-North America? Lilacs don't normally bloom until JUNE in Wisconsin!). Every time I go on a walk, I think of this poem, thus why I have chosen it for May's poem!!!


**I have only an excerpt on the home page because the poem (like many of Whitman's) is so long. But it is worth reading in its entirety (shown on this page :D). Also, Whitman's birthday is the 31st...another cause for celebration!


***After trying really hard to get the format right, I gave up and deleted the poem from this page. But, you can get the full text here: http://www.bartleby.com/142/192.html.






April 2011: Frühling, Clemens Bretano (1778-1842)



Frühling soll mit süßen Blicken
Mich entzücken und berücken,
Sommer mich mit Frucht und Myrthen
Reich bewirten, froh umgürten.

Herbst, du sollst mich Haushalt lehren,
Zu entbehren, zu begehren,
Und du Winter lehr mich sterben,
Mich verderben, Frühling erben.





















March 2011: Im Frühling,  Edouard Mörike (1804-1875)           



Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel
Die Wolke wird mein Flügel,
Ein Vogel fliegt mir voraus.
Ach, sag mir, alleinzige Liebe,
Wo du bleibst, dass ich bei dir bliebe!
Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.
Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,
Sehnend,
Sich dehnend
In Lieben und Hoffen.
Frühling, was bist du gewillt?
Wann werd ich gestillt?
Die Wolke seh ich wandeln und den Fluss,
Es dringt der Sonne goldener Kuss
Mir tief ins Geblüt hinein; 
Die Augen, wunderbar berauschet,
Tun, als schliefen sie ein,
Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.
Ich denke dies und denke das,
Ich sehne mich und weiß nicht recht, nach was.
Halb ist es Lust, halb ist es Klage.
Mein Herz, o sage,
Was webst du für Erinnerung
In golden grüner Zweige Dämmerung?
Alte unnennbare Tage.






February 2011: Der Hunger, Georg Heym (1887-1912)



Er fuhr in einene Hund, dem groß er sperrt

Das rote Maul. Die blaue Zunge wirft
Sich lang heraus. Er waltz in Staub. Er schlürft
Verwelktes Gras, das er dem Sand entzerrt.

Sein leerer Schlund ist wie ein großes Tor,
Drin Feuer sicert, langsam, tropfenweis,
Das ihm den Bauch verbrennt. Dann wäscht mit Eis
Ihm eine Hand das heiße Speiserohr.

Er wankt durch Dampf. Die Sonne ist ein Fleck,
Ein rotes Ofentor. Ein grüner Halbmond führt
Vor seinen Augen Tänze. Er ist weg.

Ein schwarzes Loch gähnt, draus die Kälte stiert.
Er fällt hinab, und fühlt nich, wie der Schreck
Mit Eisenfäusten siene Gurgel schnürt.








January 2011: Der Januar, Margery Fish, (1893-1966)



ist weiß Gott kein langweiliger Gartenmonat.
In diesem Monat der Hoffnung und Erwartung werden die Tage wieder länger
und vorwitzige Primeln und Veilchen kündigen das Frühjahr an.
Dicke Knospen zeigen sich zwischen dem bunten Bergenienlaub
und überall sprießen neue Blätter aus dem Boden.
Unter - und oberhalb der Erdoberfläche regt es sich,
und für den Gärtner beginnt ein neues Jahr voller Überraschungen und Abenteuer...
Viele Januarblüten sind so klein, daß man sie im Hochsommer kaum bemerken würde.
Wenn der Garten jedoch kahl ist,  wird jede winzige Blüte so bewundert, wie sie es verdient.
Dann ist Zeit genug, in die Blüte zu schauen,
ihre Feinheiten zu studieren und sie einem Kunstwerk gleich zu bestaunen.











December 2010: Der Eislauf, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1840)


Der See is zugefroren  
Und hält schon seinen Mann.    
Die Bahn ist wie ein Spiegel
Und glänzt uns freundlich an.

Das Wetter ist so heiter,
Die Sonne scheint so hell.
Wer will mit mir ins Freie?
Wer ist mein Mitgesell?

Da ist nicht viel zu fragen:
Wer mit will, macht sich auf.
Wir geh'n  hinaus ins Freie,
Hinaus zum Schlittschuhlauf.

Was kümmert uns die Kälte?
Was kümmert uns der Schnee?
Wir wollen  Schlittschuh laufen
Wohl auf dem blanken See.

Da sind wir ausgezogen
Zur Eisbahn also bald,
Und haben uns am Ufer
Die Schlittschuh angeschnallt.

Das war ein lustig Leben
Im hellen Sonnenglanz!
Wir drehten uns und schwebten,
Als wär's ein Reigentanz.





November 2010: Belsazar, Heinrich Heine (zw. 1815 u.1821)




Die Mitternacht zog näher schon;
In stiller Ruh' lag Babylon.

Nur oben in des Königs Schloß,
Da flackert's, da lärmt des Königs Troß.

Dort oben in dem Königssaal
Belsazar hielt sein Königsmahl.

Die Knechte saßen in schimmernden Reihn,
Und leerten die Becher mit funkelndem Wein.

Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht';
So klang es dem störrigen Könige recht.

Des Königs Wangen leuchten Glut;
Im Wein erwuchs ihm kecker Mut.

Und blindlings reißt der Mut ihn fort;
Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort.

Und er brüstet sich frech, und lästert wild;
Die Knechtenschar ihm Beifall brüllt.

Der König rief mit stolzem Blick;
Der Diener eilt und kehrt zurück.

Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt;
Das war aus dem Tempel Jehovas geraubt.

Und der König ergriff mit frevler Hand
Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand.

Und er leert ihn hastig bis auf den Grund,
Und rufet laut mit schäumendem Mund:

»Jehova! dir künd ich auf ewig Hohn -
Ich bin der König von Babylon!«

Doch kaum das grause Wort verklang,
Dem König ward's heimlich im Busen bang.

Das gellende Lachen verstummte zumal;
Es wurde leichenstill im Saal.

Und sieh! und sieh! an weißer Wand
Da kam's hervor wie Menschenhand;

Und schrieb, und schrieb an weißer Wand
Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand.

Der König stieren Blicks da saß,
Mit schlotternden Knien und totenblaß.

Die Knechtenschar saß kalt durchgraut,
Und saß gar still, gab keinen Laut.

Die Magier kamen, doch keiner verstand
Zu deuten die Flammenschrift an der Wand.

Belsazar ward aber in selbiger Nacht
Von seinen Knechten umgebracht.






October 2010: Gewarnt, Johann W. Goethe (1819)


Auch in Locken hab ich mich
Gar zu gern verfangen
Und so, Hafis, wär’s wie dir
Deinem Freund ergangen.


Aber Zöpfe flechten sie
Nun als langen Haaren;
Unterm Helme fechten sie,
Wie wir wohl erfahren.


Wer sich aber wohl besann,
Läßt sich so nicht zwingen:
Schwere Ketten fürchtet man,
Rennt in leichte Schlingen